Die von Simon geschaffene, raumgrosse Camera obscura lässt einen erleben wie eine Kamera funktioniert. Man lässt sich Zeit in diesem Raum, verschiebt gar ein paar Stellwände näher zum Loch – und erlebt so hautnah, wie Bilder in einer Kamera entstehen. Simon hat sich einen besonderen Raum für die Camera obscura ausgesucht – einer mit Blick auf die Baustelle von Biogen auf der gegenüberliegenden Seite der Aare.

Simon Kneubühl © Miryam Abebe

Simon Kneubühl © Miryam Abebe

Dort auf dem ehemaligen Gelände der Cellulose Attisholz entsteht im Moment eine moderne Produktionsanlage für Medikamente. Die Camera obscura projiziert also das sehr warscheinliche Schicksal der Industriebrache – Abriss und Neubau – in die alten Gemäuer hinein. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft treffen sich an einem Punkt.
Um diese Situation festzuhalten, hat Simon in der Camera obscura zwei grosse Fotoabzüge angefertigt. Nach etwa zehnminütiger Belichtung werden die Fotopapiere gleich vor Ort in der Kamera entwickelt und fixiert. Die Camera obscura dient gleichzeitig als Beobachtungsort und Dunkelkammer…

Simon Kneubühl © Miryam Abebe

Simon Kneubühl © Miryam Abebe

Inspiriert von den langsamen Zerfallsprozessen im Areal der Zellulose Attisholz installiert Simon auf dem ganzen Gelände kleine Lochkameras. Die kleinen Büchsen sind lichtdicht verschlossen, nur eine kleine Öffnung (0.3mm) lässt etwas Licht in den Hohlkörper, an dessen Hinterwand Fotopapier liegt. Nach einer Belichtungdauer von mehr als einem Monat sind Spuren des Lichtes derart eingebrannt, dass das Papier gar nicht mehr entwickelt werden muss – sich überhaupt nicht mehr entwickeln lässt. Die Werke müssen eingescannt werden und können nur noch als digitale Reproduktionen weiterleben. Das Original muss in einer dunklen Schachtel aufbewahrt werden, da es sonst innerhalb eines Tages verblasst…

Simon Kneubühl © Miryam Abebe

Simon Kneubühl © Miryam Abebe

Simon Kenubühl (1983*) im Kanton Bern geboren, lebt in Solothurn und ist seit 2012 freischaffender Fotograf. 2015 hat er den Förderpreis für Fotografie des Kantons Solothurn erhalten.