Auf dem Zellulose ArtCampus treffe ich wieder auf Mathes und Frank, sie sind am Tag zuvor angekommen und schaffen sich erst mal einen Überblick…
Dieses Mal sind sie mit Mikrofon, Aufnahmegerät und einem Gong ausgerüstet.
Als mir die beiden erklären, dass sie eine Soundkarte für das Gelände erstellen möchten, habe ich sie wohl etwas irritiert angesehen. Ich konnte mir bis dahin nichts darunter vorstellen.
Frank erzählt mir, dass jeder Raum seinen eigenen Klang hat. Beide sind sie begeistert von den vielen Orten, die man mit dem Mikrophon erkunden kann – Raummusik.
© Mike Wolff
Etwas später am Nachmittag berichtet mir Mathes, dass er nicht nur Sound aufnehmen möchte sondern auch Kartoffeldrucke machen werde. Offenbar konnte er aus meinem Blick die Frage lesen: Wie, du meinst Kartoffeldrucke, die man früher in der Schule gemacht hat? Genau diese Kartoffeldrucke hat er vor zu machen. Nicht ganz, er wird nur eine Kartoffel schnitzen.
Als Vorlage dient ihm ein Foto von Dr. Sieber, dem Gründer der Attisholz Zellulose Fabrik, aus einer Festschrift über die Fabrik. Nachdem die Kartoffel geschnitzt ist druckt er jeden Tag 70 Bilder auf einen alten Schaltplan. So kann man den Trocknungsprozess der Kartoffel miterleben. Wie es mit den Tonaufnahmen weiter geht habe ich irgendwie verpasst…
An ihrem letzten Abend kann man ein beeindruckendes Video aus ihrer Kollaboration sehen. Mathes hat die Drucke fotografiert und sie zu einem Video geschnitten, indem er sie übereinander gelegt hat und sie lebendig werden. Das Ganze ist mit einem wunderbaren Sound von Frank unterlegt – alles Tonspuren, die er an verschiedenen Orten des Zellulose Art Campus aufgenommen hat…
© Mike Wolff
Mathes (1966) lebt und arbeitet, illustriert, druckt, animiert und macht Musik in Frankfurt am Main. Durch D.I.Y Kultur von Punk und Hardcore wurde er sozialisiert. Seit 10 Jahren arbeitet er mit Kartoffeln zusammen.
Frank Bossert (1972) ist in Bukarest geboren und lebt und arbeitet heute in Frankfurt am Main. Er hat an der TU Berlin Kommunikationswissenschaften studiert. Mit blossem Auge ist er ein kaum wahrnehmbarer Künstler aus Sprachbergen. Mit grosser Geste inszeniert er sein globales Verschwinden seit Ende der Achtziger Jahre.
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