Während dem Prozess der Kettenreaktion im Attisholz laborieren wir eine Variation dieses
Redekreises an jedem Dienstag Abend.
Anathema ist das Wirken am und im Ort dieser Fabrik aus künstlerisch, kultureller Sicht
und das gleichzeitige Kennenlernen der gerade anwesenden „artists in residence“ und der
länger am Kreis teilnehmenden lokalen Akteure. Anders als in Stämmen ist dieser Kreis
offen und formiert sich jeden Dienstag von neuem. Sicher wird sich auch ein festerer Kreis
von Teilnehmern aus der Region bilden, die Freude haben dem Prozess der Rederunden
ständig oder fluktuativ teilhaftig zu sein.
Anders als in Stämmen werden wir Audioaufnahmen der Redekreise erstellen, die medial
verwendet werden und den Fotografen Mike Wolf dokumentarische Bilder schiessen lassen, die auf dem blog veräussert werden.
Aus diesem Grund wird die Vorstellungsrunde sehr kurz und sachlich gehalten, um den
Stellungnahmen zum Wochenthema möglichst viel Raum zu lassen. Auch ist die Zeit des
Redekreises auf 90 Minuten begrenzt, was prägnante Vorträge fordert, die aber keinesfalls
vom Blatt referiert werden, sondern bestenfalls vom Hirn auf die Zunge kommen. Es
empfiehlt sich aber ein kleiner Notizblock um sich Gedankenstützen zu bauen, da bei der
vielfältigen Information eigene, spontane Gedanken verloren gehen.
Bei einem Redekreis geht es nicht um eine Diskussion zwischen Einzelnen, die das Recht
ihrer Meinung verteidigen. Im Redekreis geht es um den individuelle Standpunkt zu einer
gestellten Frage. Hier werden eben keine gegenseitigen Fragen gestellt, sondern Antworten formuliert oder auf das gesprochene Wort der Vorredner eingegangen. Spannend sind hier auch die verbalen Bildubersetzungen und Metaphern, die in Assoziationsketten aufgenommen werden.
Themenvorschläge können von allen Teilnehmern in einer dritten Runde eingebracht
werden. Die Teilnehmerzahl ist aus zeittechnischen Gründen auf maximal 18 Menschen
beschränkt. Anmeldung also so zeitnah wie möglich (first come, first serve), bis 24 Stunden vorher. Fur jede Woche von neuem. So können wir die Ernsthaftigkeit der Teilnahme und das Interesse am Thema filtern. Falls wir im Laufe des Prozesses eine wachsende Anmeldung bemerken, werden wir die Modalitäten darauf einrichten.
Bei einem Redekreis kann es keine beisitzenden Zuhörer geben. Das ist ein intensiver, fast intimer Kreis, der nur als Tonspur und an Hand weniger Fotos zu konsumieren sein wird.
Punktlich um 19.30 beginnen wir den Redekreis, welcher bis 21.00 dauert (plus/ minus).
Danach besteht die Möglichkeit sich bis 22.00 (plus/minus) im lockeren Gespräch näher
kennen zu lernen und Fragen zu erörtern, die während der Runden aufgekommen sind.
Treffpunkt: Bibliothekskaffee A3
Fur die Runde am kommenden Dienstag bestimme ich das erste Thema das mir im Hirn
brennt, auf der Seele lastet und in den Fingern gribbelt: ABFALL UND ANHAFTUNG
Fur die kommenden Runden werden Themenvorschläge bei den Teilnehmern gesammelt.
Der jeweils Vorschlagende, dessen Thema von der Runde als sinnvoll weiterführend
erachtet wurde, wird der Redekreisleiter des nächsten Dienstag. Der aktuelle Redekreisleiter ist vom Vorschlag eines neuen Themas ausgeschlossen.
Jedem Teilnehmer ist geraten eine weiche Sitzunterlage (Kissen, Decke, Fell, etc.)
mitzubringen.
Auf regsame Teilnahme
Julian Jandorf
6. September 2016 at 18:01
Ich bin dabei
23. Oktober 2016 at 13:23
Beim zweiten der dienstäglichen Redekreise war auf dem grossen Eingangsplatz die umgedrehten Wannen zum Draufsitzen in der Runde vorbereitet. In der Mitte in der grossformatigen Paela-Schüssel ein Feuer.
Am Boden liegt eine unscheinbare Kette. Die Gesprächsrunde beginnt damit, dass sich Leute vorstellen, erzählen davon, was sie machen und von woher sie kommen. Dann wird die Runde eingeladen, die Kette in die Hand zu nehmen. Mit Handschuhen oder etwas spitzen Fingern wird das gemacht und dann inzwischen aufgestanden heisst es – die Kette spannen und zurücklehnen.
Wohl jedem Einzelnen schiesst es in den Kopf – hält das Ding auch etwas aus? Ist die nicht irgendwo schon durchgerostet. Ich als emeritierter Alpinist prüfe sofort, wohin ich falle, wenn die Kette reisst. Ja hinten auf den grünen Blechkasten, ganz und gar nicht unbedenklich …
Klar, die Kette hielt und heute bezeichne ich das als ein gutes Zeichen für das ganze Projekt. Die Kette hat gezeigt, dass ihr auch mit dem Spruch vom schwächsten Glied nicht beizukommen ist.
In der kurzen Zeit ist eine stattliche Anzahl überaus anspruchsvoller Einzelprojekte entstanden die nur möglich waren weil eine kleine Gruppe die Möglichkeit beim Schopf gepackt haben auf diesem gigantischen Gelände etwas Besonderes umzusetzen das hier und nur hier so möglich ist.