…am Beispiel der ehemaligen Zellulose-Fabrik Attisholz im Prozeß Kettenreaktion September 2016
Gut oder schlecht und eklig oder lecker sind ästhetische Wertungen. Das Voranschreiten in den Dimensionen inklusive der Zeit unter natürlichem Aspekt spielt darin kaum eine Rolle. Jedoch unter kulturellem Aspekt wird häufig ein Zusammenhang zur Ästhetik hergestellt.
Folgt man dem Grauen Band von Frankfurt nach Attisholz, das eine kulturelle Leistung bedeutet, aber nicht als Kunstwerk gilt, so stößt man auf ein Relikt der Industrie: scheinbar maßlos, teils demontiert, ruinös und doch belebt.
Grau in Grau oder besser Grau in grüner Landschaft liegen inhaltsleere Zweckbauten wie Sarkophage des Industriezeitalters an der Aare und es stellen sich die Fragen: Warum hat Wer, Wann, Was für Wen dort produziert? Die wesentliche Frage lautet jetzt allerdings: Was soll mit dieser industriellen Ruine geschehen? Was soll und was kann diese bewahren?
Nutzbar ist diese Architektur für viele Zwecke, so auch die Verwendung dieses Komplex als Träger für Malerei beziehungsweise für Graphik als Schrift. Inhaltlich wie auch formal ist man künstlerisch so frei wie es die Materialien zulassen. Doch was will oder soll man mit einem Artefakt in dieser Umgebung erreichen und was ist damit für diesen industriellen Scherbenhaufen gewonnen? Läßt sich überhaupt mit diesem etwas gewinnen und wenn ja, für wen?
pulses similar – different pulses
Dankbar dort gewesen zu sein, um eine Zwiespältigkeit auf dem Areal zu spüren, die sich in Empathie und Antipathie äußert, auch auszudrücken als Harmonie und Disharmonie. In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Geschichte, die Gegenwart und möglicherweise auch die Zukunft dieses Areals inklusive aller Beteiligter.
Wohin das Ganze führen wird ist bislang unklar und doch haben sich Veränderungen zwischen Ankunft und Abreise eingestellt und werden sich weiterhin ergeben. Daran ist Fortschritt meßbar – ob er nun gut ist oder nicht, das mögen anderen sagen.
Und daher, ob es gefällt oder nicht: Progress in Raum und Zeit, ist eine komplexe Frage – banal beantwortet: es geht nach vorne mit der Welt. Oder ist das Definitionssache? Sagen wir daher lieber: es gibt meßbare Veränderungen wohin auch immer und es wird diese auch in Zukunft geben und das ist generell nicht schlecht.
17. Oktober 2016 at 17:57
Die Räume mit viel kaputten Scheiben, die vor acht Jahren alle noch ganz waren, weil garantiert eine Scheibe die defekt war von den Handwerkern umgehend ersetzt wurde. Für jeden Schaden gab es Leute, die das alles instand gehalten haben.
Als das Personal nicht mehr vor Ort war begann die Zeit in dem keine Scheibe mehr vor einem Stein sicher war. Der unkontrollierte Zugang zum Areal war wohl recht einfach einzurichten und weil weit und breit niemand da war konnten Scheiben reihenweise in Trümmer geschlagen werden.
Dann kamen Leute auf das Areal mit Werkzeugen ausgerüstet die den Metallteilen auch den ganz grossen, den Säuretanks und all den Behältern die mit unendlich viele Rohren verbunden waren in handliche Teile zerlegten um sie auf dem Altmetallmarkt zu verkaufen.
Sie legten Sammelstellen an für Bauschutt, für Holz für Metall nach Sorten getrennt und es wurde besser zugänglich und brachte eine gewisse Uebersicht.
Eine Gruppe Leute begann sich Gedanken zu machen was man da sonst noch alles in Betracht ziehen könnte. Umfunktionieren, Isolieren, aufzeigen, verfremden – all dies war auf dem Areal jetzt möglich – wenn man darauf achtet, dass man nicht in irgendein Loch fällt oder sich sonst verletzt an unendlich vielen Kanten, die irgendwie im Raum vorhanden sind.
Daraus entwickelte sich das Programm, das jetzt aus klimatischen Gründen auf Ende Oktober gesetzt als Symposium den Schlussakkord setzt.